Es ist heute nur schwer vorstellbar, dass der IWF sich vor nur einem Jahr inmitten einer Existenzkrise befand. Fast alle großen Kreditnehmerländer hatten ihre Kredite getilgt, und einige Wirtschaftsexperten waren der Ansicht, dass die großzügige Ausstattung mit Devisenreserven in den Schwellenländern den IWF als „Kreditgeber der letzten Instanz“ obsolet machen würde. Durch die globale Finanzkrise hat der Währungsfonds nun jedoch wieder eine wichtige und in vielen Fällen entscheidende Rolle als internationaler Bereitsteller von Liquidität erhalten. Durch die Schockwirkungen an den Finanzmärkten hat sich die Risikoanfälligkeit einiger Schwellenländer deutlich erhöht. In den letzten Monaten hat der IWF seine Kreditzusagen um über USD 40 Mrd. erhöht. Weitere Kreditvereinbarungen müssen noch vom IWF-Exekutivdirektorium verabschiedet werden oder werden derzeit verhandelt (Weißrussland, El Salvador, Türkei), und weitere Länder könnten sich gezwungen sehen, in den nächsten Monaten die finanzielle Unterstützung des IWF in Anspruch zu nehmen. Dies wirft die Frage auf, ob der Währungsfonds über ausreichende Finanzmittel verfügt, um die internationale Finanzkrise zu bewältigen.