摘要:Am 20. April wurde Staatspräsident Lucio Gutiérrez als Konsequenz einer sich seit Ende 2004 zuspitzenden
Staatskrise des Amtes enthoben. Damit beendete der dritte Präsident in Folge seine Amtszeit
vor deren regulärem Ablauf. Die direkten Ursachen für den Fall des Präsidenten lagen vornehmlich
in einer Kombination aus verfassungswidriger und klientelistischer Politik sowie in der Unfähigkeit
der Regierung, tragfähige Koalitionen zu schmieden. Die strukturellen Hintergründe für die anhaltende
Instabilität auf nationaler Ebene liegen in der Unfähigkeit des hochgradig fragmentierten Parteiensystems,
die drängenden ethnischen, regionalen und sozioökonomischen Herausforderungen des
Landes zu bewältigen. Die Proteste im Vorfeld der Amtsenthebung haben sich jedoch inhaltlich wie
organisatorisch deutlich von denen der Vorjahre unterschieden. Sie waren nicht ethnisch und kaum
wirtschaftspolitisch begründet, sondern wurden vornehmlich von lediglich rudimentär organisierten
Mitgliedern der Mittelschichten Quitos getragen, die ihren Unmut über die dominierenden Praktiken
der Regierung und der politischen Elite insgesamt zum Ausdruck brachten. Die These, dass diese Proteste
Ausdruck einer reiferen Zivilgesellschaft sind, die eine Reform des Parteiensystems nach sich
ziehen werde, muss jedoch noch mit Vorsicht bewertet werden.