摘要:Die peruanische „Kommission für Wahrheit und Versöhnung“ hat am 28. August 2003 ihren Abschlussbericht
vorgelegt. Es handelte sich dabei um ein Ereignis von großer politischer Tragweite, da
in der 22-monatigen Arbeit der Kommission die gewaltsamen Konflikte der Vergangenheit in zivilen,
demokratischen Formen verhandelt werden mussten. Seit der Beendigung des Kalten Krieges hat sich
die Einsetzung von Wahrheitskommissionen weltweit zu einem konventionellen Mittel der Aufarbeitung
von Vergangenheit entwickelt; in Lateinamerika wurde mit der peruanischen „Kommission für
Wahrheit und Versöhnung“ zum zehnten Mal ein Versuch unternommen, die in der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts systematisch verübten Menschenrechtsverletzungen durch eine solche Institution
aufzuklären. In Peru nun stand erstmals nicht die Geschichte des Staatsterrorismus im Mittelpunkt der
Untersuchung, sondern die Entwicklung der aufständischen Gewalt, die ein für Lateinamerika einmaliges
Klima von Angst und Terror erzeugt hatte. Die Tätigkeit der peruanischen Wahrheitskommission
belegt dabei gleichzeitig das Potential einer solchen Form der institutionalisierten Wahrheitsfindung
wie es auch die strukturellen Schwächen dieses vergangenheitspolitischen Instrumentes illustriert. In
einem gesellschaftlichen Kontext, der durch die soziale Exklusion breiter Bevölkerungsschichten,
durch eine wachsende Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik und schließlich durch oftmals gewalttätige
Proteste gekennzeichnet ist, stellt sich die Frage nach den Inhalten der ermittelten Wahrheit
und den Perspektiven einer gesellschaftlichen Versöhnung.