Ausgehend von dem deutlichen Weckruf, den die „Geheimrede“ Nikita S. Chruščevs auf dem 20. Parteitag der KPdSU hinterließ, werden die anschließenden Reformmaßnahmen in der UdSSR und im gesamten sowjetischen Einflussbereich Ostmittel- und Osteuropas gemeinhin als „Entstalinisierung“ bezeichnet. Doch bereits seit dem Tode Stalins 1953 hatte es bedeutende politische und wirtschaftliche Kursänderungen in der Sowjetunion gegeben, welche dem so turbulenten Jahr 1956 den Weg ebneten. [ 1 ] Dem anzuzeigenden Aufsatzband liegt der Gedanke einer komparativen Analyse der Folgeereignisse in verschiedenen Ostblockstaaten – DDR, Polen, ČSSR, Ungarn und UdSSR – zu Grunde. Die Beiträge behandeln ein breites Themenspektrum, das von den inneren Entwicklungen, internationalen Reaktionen, den Veränderungen der repressiven Strukturen, bis zu intellektuellen Diskursen und den Stabilisierungsstrategien der in die „Entstalinisierungskrise“ geratenden Regime reicht. Das militärische Eingreifen in Ungarn im November 1956 wird als vorläufiger Schlusspunkt gesehen, der drastisch den eng gesteckten Rahmen jeglichen politischen Experimentierens aufzeigte. [ 2 ]