Von Christoph Kleßmann stammt der Vorschlag, die deutsch-deutsche Doppelstaatlichkeit zwischen 1949 und 1990 als „asymmetrisch verflochtene Parallelgeschichte“ zu beschreiben. Nach Lektüre seiner exzellenten Studie über die „Arbeiter im ‚Arbeiterstaat’ DDR“ hat man den Eindruck, dass die Formulierung in abgewandelter Form auch in diesem Falle sticht: Auf gut 890 Seiten entfaltet Kleßmann das Panorama einer höchst asymmetrischen, aber dennoch eng verflochtenen Beziehungsgeschichte zwischen einer im Gehäuse des SED-Regimes „verstaatlichten Arbeiterbewegung“ auf der einen und der ostdeutschen Arbeiterschaft auf der anderen Seite. Kaum ein anderer Aspekt der DDR-Geschichte dürfte so gut geeignet sein, das Verhältnis zwischen diktatorischer Herrschaft und Gesellschaft in der SED-Diktatur zu erschließen, wie dieses Beziehungsdrama.