Seit seiner bahnbrechenden Untersuchung über Besonderheiten und wachsende Ähnlichkeiten der europäischen Gesellschaften im 20. Jahrhundert [ 1 ] beschäftigt sich Hartmut Kaelble mit dem Problem einer Vereinheitlichung und Singularisierung national konstituierter Gesellschaften in Europa als Voraussetzung und Folge des politischen Einigungsprozesses, der nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte. In diesem Band, den er zusammen mit seinem früheren Mitarbeiter Martin Kirsch herausgegebenen hat, präsentiert er Arbeiten zum Selbstverständnis der Europäer und zu gesellschaftlichen Entwicklungen in Europa, die an seinem Lehrstuhl an der Humboldt-Universität zu Berlin oder im Kontext der dort angesiedelten Forschergruppen entstanden sind. Angesichts der Breite des hier angesprochenen Forschungsfeldes vermögen sie kein umfassendes Bild der „Europäisierung“ Europas im 20. Jahrhundert zu bieten. Gleichwohl sind eine Reihe wichtiger Beobachtungen zu verzeichnen, die in der weiteren Debatte über das Europäisierungsproblem beachtet werden sollten.