Als Wolfgang Schivelbusch vor rund 30 Jahren seinen kulturwissenschaftlichen Quervergleich zur Geschichte der Eisenbahnreise veröffentlichte, bereicherte er die Geschichtsschreibung mit einem neuen Genre. [ 1 ] Seine Studie verband den technischen Wandel im Verkehrswesen, ausgelöst durch das innovative Verkehrsmittel Eisenbahn, mit den sozialen, mentalen und psychischen Implikationen auf die Gesellschaft. Erstaunlicherweise fand der Ansatz Schivelbuschs in der Geschichtsschreibung kaum Nachfolger. Die meisten historischen Studien zu den Verkehrsmitteln Automobil und Flugzeug versäumten die Integration aller Gesichtspunkte des von ihnen induzierten Wandels, ganz abgesehen von der unzureichenden Berücksichtigung spezifischer technik-, wissenschafts- oder wissensgeschichtlicher Entwicklungen. Von solcherlei Ausblendungen besonders betroffen war der Straßenbau, obwohl er die unabdingbare Voraussetzung für die Entfaltung des schienenungebundenen, motorisierten Individualverkehrs zu Lande darstellte. Seit der zunehmenden Verbreitung des Automobils ab Mitte der 1920er-Jahre durchlief der Verkehrsweg Straße innerhalb weniger Jahrzehnte eine dramatische Evolution. Im Endergebnis zeitigte die Motorisierung des Straßenverkehrs völlig neue Straßenarten. Ihre Herausbildung differierte in den Ländern jenseits und diesseits des Atlantiks, nicht nur wegen der unterschiedlichen Geschwindigkeiten des Prozesses, sondern auch aufgrund der abweichenden Aufladung mit gesellschaftspolitischen, sozio-ökonomischen und kulturellen Motiven.