Als die alte Pressemetropole Berlin 1945 in Schutt und Asche und obendrein mitten in der sowjetischen Zone lag, mauserte sich Hamburg erstaunlich schnell zum neuen dominierenden Pressestandort in Westdeutschland. Anscheinend stand gerade hier ein Personal bereit, das über journalistische Erfahrung verfügte, politisch weitgehend unbelastet war und trotz aller Widrigkeiten über genügend Kapital, Initiative und Ideenreichtum verfügte, moderne Zeitungen und Zeitschriften zu machen. Von den Hamburger Verlegerpersönlichkeiten der frühen Nachkriegszeit geht für Historiker auch deshalb eine große Faszination aus, weil sie Politik und Gesellschaft der Zeit nicht nur in ihren Blättern beschreiben ließen, sondern zum Teil mitgestalteten. Anhand einer Verlegerbiografie lässt sich folglich anschaulich und spannend die Geschichte der jungen Bundesrepublik auf ihrem Weg in die politische, gesellschaftliche und ideelle demokratisch-westliche Gemeinschaft nachzeichnen. Dies gilt nicht nur für Axel Springer und seinen Zeitungsverlag. Doch Springers rasanter Aufstieg zum erfolgreichsten Zeitungsverleger Deutschlands, die schiere Zahl und Auflagenhöhe der Publikationen seines Verlages und die Vehemenz, mit der er über Jahre hinweg die öffentliche Meinung polarisierte, macht aus ihm ein besonders reizvolles historisches Thema.