Das Subalterne spricht – und redet von der Rasse. So ungefähr ließe sich die Ausgangssituation der Studie von Veronika Lipphardt im postkolonialen Theoriejargon ausdrücken. Gegen kaum jemanden richtete sich der wissenschaftliche Rassendiskurs in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts deutlicher und mit schrecklicheren Folgen als gegen die Juden. Zumal in Deutschland waren sie das primäre Objekt einer obsessiven Biologisierung, die systematisch dabei half, ihnen ab 1933 das Recht auf die eigene Lebensform und schließlich auf ihre bloße Existenz abzusprechen. Und inmitten dieser Phase der Entstehung und Radikalisierung eines rassentheoretisch fundierten Antisemitismus begann eine nicht kleine Gruppe jüdischer Wissenschaftler, sich ernsthaft und mit wissenschaftlichem wie politischem Engagement selber mit der Rassentheorie zu beschäftigen, um ein für allemal die Frage zu klären: was ist dran an jener wissenschaftlichen Begründung der eigenen Inferiorität?