„Erinnerung“ spielte eine zentrale Rolle in der Hinwendung der Geschichtswissenschaft zu kulturgeschichtlichen Problemfeldern. In den 1990er-Jahren haben zahlreiche Arbeiten mit innovativen Methoden untersucht, wie sich Gesellschaften in Denkmälern, Gedenkfeiern und Erzählungen mit ihrer Vergangenheit beschäftigten. Diese historiografische Konjunktur der „Erinnerung“ hält kaum vermindert an, doch nach der ersten Thematisierungswelle zeichnen sich unübersehbare Ermüdungserscheinungen ab. Viele wichtige Symbole, Mythen und Rituale sind mittlerweile monografisch bearbeitet, und Studien über „yet another imagined community“ (David Blackbourn) stoßen nicht mehr auf dasselbe Interesse wie vor einigen Jahren. Das Erscheinen der „Deutschen Erinnerungsorte“ hat diesen Überdruss wohl eher verstärkt als überwunden, weil sich hier die zu einem monumentalen Werk addierte Gelehrsamkeit mit einem deutlichen Defizit an systematischer Reflexion paarte. [ 1 ]