Bei dem vorliegenden Buch handelt es um die deutsche Teilveröffentlichung eines deutsch-polnisch-tschechischen Forschungsprojektes über Mentalitätsentwicklungen in einer Grenzregion. Peter Alheit, Kerstin Bast-Heider und Petra Drauschke geht es darum zu zeigen, dass die ostdeutsche Gesellschaft „eine strukturell ‚modernisierungsresistente’, eine ‚verspätete Gesellschaft’ ist“ (S. 7). Sie glauben, den Schlüssel für die politischen und sozialen Probleme in den neuen Ländern (z.B. Rechtsextremismus) gefunden zu haben: Ursache hierfür sei eine spezifisch ostdeutsche „Mentalitätskonfiguration“, „die viele Elemente einer spezifisch ‚deutschen’ Figuration der vergangenen beiden Jahrhunderte fortschreibt“ (S. 339). Alheit et al. verstehen darunter ein „Zivilitätsdefizit, das die Entfaltung gesellschaftlicher Ressourcen behindert, sich in allen Milieus und Schichten den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Herausforderungen zu stellen“ (S. 42). Dieses Defizit wird auf eine „‚quasi-feudale’ Formierung des sozialen Raumes“ (S. 321) zurückgeführt, die nicht nur die DDR gekennzeichnet habe, sondern weiterhin in den neuen Ländern fortwirke. Leider (oder vielleicht: zum Glück?) muss man nach der Lektüre des Buches sagen, dass Alheit et al. den Beweis für diese schwerwiegende These schuldig bleiben. Die vier Kapitel plus Einführung wirken zudem disparat und unterscheiden sich in Stil und Form deutlich voneinander. Nicht zuletzt aus diesem Grund wirkt das Buch wenig überzeugend.