Der von Laure Gauthier und Mélanie Traversier herausgegebene Sammelband mit dem zweiteiligen Titel „Mélodies urbaines“ und „La musique dans les villes d’Europe“ gliedert sich an den seit einigen Jahren in Frankreich verstärkt und interdisziplinär betriebenen Forschungszweig der Sozial- und Kulturgeschichte der Musik an. Im Rahmen der dort angesiedelten kollektiven und individuellen Forschungsprojekte sowie auch neuen Studiengänge stehen oft sozial- und institutionengeschichtliche Untersuchungen musikalischer Genres sowie deren Aufführungsräume und ihre sozialen Symboliken als Zugang zu einer Kulturgeschichte der Musik im Mittelpunkt. [ 1 ] Der vorliegende Band leuchtet, wie in der Einleitung dargestellt, nun die methodische und inhaltliche Überkreuzung von Musik und Urbanität aus, und bereichert somit den auch über Frankreich hinaus verbreiteten Themenschwerpunkt „Musik in europäischen Städten“. [ 2 ] Ein solcher – höchst interessanter – Ansatz zeichnet sich, wie Jean-Pierre Bartoli in seinem Vorwort erklärt, durch seine zweigliedrige Perspektive aus: Zum einen kann der Einfluss von Musik als Klang und als gesellschaftliche Praxis auf die Stadtgeschichte im Sinne eines Konglomerats historischer Machtverhältnisse und politischer Entwicklungen festgestellt werden. Zum anderen rücken über eine Betrachtung von Musik und Urbanität aber auch atmosphärische Eigenheiten von Musik sowie Rezeptionsparameter ihrer Aufführungen und Erscheinungen im Stadtbild verschiedener Epochen in den Blick.