Die Geschichte der deutsch-britischen Beziehungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert scheint keine Überraschungen mehr zu bergen. Fest etabliert ist das Narrativ einer kontinuierlichen Verschlechterung, die unvermeidlich in den Ersten Weltkrieg führte. Dieses Narrativ, von Paul Kennedy in „The Rise of the Anglo-German Antagonism“ meisterhaft entwickelt, will der vorliegende Sammelband, der auf eine Konferenz zu Ehren Hartmut Pogge von Strandmanns im Jahr 2006 zurückgeht, zwar nicht widerlegen, aber ein Stück weit hinterfragen. [ 1 ] Dem außenpolitischen Antagonismus Kennedys stellt er den Begriff der „kulturellen Affinität“ gegenüber. Haben Historiker die Beziehungen der beiden Länder bislang meist auf die Außenpolitik reduziert, wird hier der Kultur, der persönlichen Begegnung und der gegenseitigen Wahrnehmung ein größeres Gewicht eingeräumt.