Wer in das jungenhaft-kantige Gesicht des Jubilars blickt, dessen Foto dem anzuzeigenden Band beigegeben ist, meint einen kaum Fünfzigjährigen zu erblicken: Rolf Reichardt, der im Jahre 2005 seinen 65. Geburtstag feierte und den seine Schüler und Kollegen nun mit einem schlanken, aber pfiffig-kunterbunt zusammengestellten Sammelband ehren, hat die Beschäftigung mit der französischen Geschichte zeitlebens als höhere Form der Freizeitbeschäftigung betrieben. Im ‚Brotberuf’ Fachreferent an der Universitätsbibliothek Mainz, galt er in den 1980er-Jahren zusammen mit Eberhard Schmitt als aufgehender Stern der Revolutionsforschung in Deutschland, der es wagte, sich mit dem Altmeister des Faches, dem grimmigen Albert Soboul, anzulegen. Doch anders als Schmitt, der die Französische Revolution gegen die Kolonialgeschichte der Frühneuzeit tauschte, blieb Reichardt seinem Spezialgebiet treu, verlagerte nur den Schwerpunkt seines Interesses von der Geistes- und Verfassungsgeschichte, also von den Texten, hin zur Bildpublizistik. Mit Schmitt, später mit Hans-Ulrich Thamer gibt er seit 1976 die Reihe „Ancien Régime, Aufklärung und Revolution“ heraus, die mit dem vorliegenden Band ihre 38. Nummer erlebt, an der Universität Gießen war er Mitinitiator des Sonderforschungsbereichs „Erinnerungskulturen“ und als tätiger Pensionär leitet er nun am Pariser Deutschen Historischen Institut eine Arbeitsgruppe zur Mediengeschichte der französischen „Sattelzeit“ zwischen 1789 und 1848.