Charles Darwins Evolutionstheorie hat sich 200 Jahre nach seiner Geburt und 150 Jahre nach Erscheinen seines Hauptwerks The origins of species in der wissenschaftlichen Biologie, was ihre grundlegenden Einsichten angeht, weitgehend durchgesetzt. Dennoch war und ist mit seinem Namen eine der am intensivsten geführten weltanschaulichen Debatten der letzten 150 Jahre verbunden. Eine Aufarbeitung und Analyse der Rezeptionsgeschichte seines Werks ist deshalb eines der dringendsten Postulate, das sich historisch mit seinen Theorien verbindet. Ein zu erwartendes Ergebnis ist dabei die Offenlegung jener Prämissen und Motive, die hinter den metabiologischen Ideologisierungen seiner Einsichten standen und noch immer stehen. Dabei ist der angebliche Gegensatz zwischen jüdisch-christlichem Schöpfungsglauben und Deszendenztheorie einer jener zentralen Dichotomien, die die geistesgeschichtlichen Auseinandersetzungen von Beginn an durchzogen. Diese Geschichte ein Stück weit aufzuarbeiten ist Ziel der anzuzeigenden Studie, die sich auf die katholische Kirche und näherhin auf die hierfür zuständigen zentralen römischen Kongregationen des Hl. Offizium und des Index beschränkt. Deren Tätigkeit der Buchzensur lässt sich schließlich als praktische Applikation der päpstlichen Lehrautorität auf das Wissen der Zeit fassen. Seit der Öffnung des Archivs der Glaubenskongregation für die Forschung 1998 ist diese Praxis der Wissenskontrolle nachvollziehbar geworden. Die Beschränkung auf die Jahre 1877-1902 ermöglicht eine Fokussierung auf jenen Zeitraum, in denen der Umgang der Kirche mit proevolutionistischer Literatur seine entscheidende Formationsphase hatte.