Der Titel der hier zu besprechenden Monographie verspricht eine umfassende Untersuchung der Darstellung und Inszenierung von (Zeit-)Zeugen im Dokumentar- bzw. Spielfilm, entpuppt sich bei näherer Betrachtung jedoch als wenig stringente Melange aus gesellschaftstheoretischer Diskussion kulturwissenschaftlicher Gedächtnis- und Erinnerungskonzepte, pädagogischer Reflexion über den Einsatz filmischer Repräsentationen des Holocaust in der politischen Bildungsarbeit sowie exemplarischer Filmanalyse. So setzt sich Michael Elm in seiner an der Universität Frankfurt eingereichten erziehungswissenschaftlichen Dissertation mit der Frage auseinander, wie „Zeugnisse und Berichte von Opfern, aber auch diejenigen von Mitläufern und Tätern der NS-Zeit in das kulturelle Gedächtnis eingeschrieben werden, welche historiografischen wie medienpolitischen Strategien hier zum Zuge kommen und welche Bedeutung die veränderte erinnerungskulturelle Situation für den Umgang mit der Thematik in der politischen Bildung hat“. (S. 12) Den Hintergrund bildet dabei die immer größer werdende zeitliche Distanz zum nationalsozialistischen Massenmord an den europäischen Juden und die damit zusammenhängende „Verschiebung von der kommunikativen Tradierung der Erinnerung durch die Zeitgenossen zu einer medialen Vermittlung von Geschichte durch die Instanzen des sogenannten kulturellen Gedächtnisses“. (S. 11) Als Untersuchungsthese dient Elm die Beobachtung, dass ungefähr seit Mitte der 1990er-Jahre eine Entgrenzung des Zeugenschaftsbegriffes stattgefunden habe, der nun nicht mehr nur ausschließlich die jüdischen Überlebenden des Holocaust umfasse, sondern tendenziell alle Zeitgenossen des Nationalsozialismus integriere.