Wenn sich heute ein Ministerpräsident aus parteipolitischen Gründen der Vertragsverlängerung eines Fernseh-Chefredakteurs entgegen stellt, kann man das zu Recht als Skandal bezeichnen. [ 1 ] Neu ist eine solche Einflussnahme demokratischer Politiker auf das deutsche Rundfunksystem jedoch keineswegs. Schon in der Weimarer Republik etablierte sich ein machtpolitischer Einfluss republikanischer Parteien auf den Rundfunk, ehe die extreme Rechte das Medium usurpierte. Nach 1945 scheiterten dann die Briten weitgehend mit ihrem Versuch, dem deutschen Rundfunk nach dem Vorbild der BBC eine dezidiert parteiferne Struktur zu geben. Dass diese Traditionslinien parteipolitischer Einflussnahme auf das deutsche Rundfunksystem klar aufgezeigt werden, gehört zu den Stärken von Karl Christian Führers Monografie „Medienmetropole Hamburg“, die an der Hamburger Forschungsstelle für Zeitgeschichte entstanden ist.