Die sächsische Kleinstadt Bautzen besaß gleich zwei große Haftanstalten. Bautzen I am nördlichen Stadtrand war im „Dritten Reich“ Zuchthaus, während Bautzen II, inmitten eines Villenviertels gelegen, bis 1945 als Untersuchungsgefängnis diente. Nach dem Krieg bis 1950 war Bautzen I am Karnickelberg Sowjetisches Speziallager Nr. 4, danach Strafvollzugsanstalt. In den ersten Jahren nach 1950 wurden dort weiterhin auch Verurteilte der Sowjetischen Militärtribunale (SMT) sowie der berüchtigten Waldheim-Prozesse inhaftiert. Bautzen II wurde vom sowjetischen Geheimdienst NKWD/MWD von 1945 bis etwa 1955 als so genanntes Operatives Gefängnis genutzt, von dem aus Tausende Deutsche in die Speziallager eingewiesen wurden. Ein Teil von ihnen ist hier von SMT zu hohen Lagerhaftstrafen oder zum Tode verurteilt worden. Diesem Teil der Gefängnisgeschichte von Bautzen II widmet sich der Katalog jedoch nicht. In ihm wird vielmehr ausschließlich die Zeit von 1956 bis 1990 als Haftanstalt für überwiegend politische Häftlinge der DDR, als so genanntes „Sondergefängnis für Staatsfeinde“ behandelt.