Der „Wettlauf um die Jugend“ war nicht erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts eine zentrale Frage von Glaubens- und Weltanschauungsgemeinschaften. Vielmehr gehörte für die traditionellen Kirchen die religiöse Sozialisation in der Schule zu jenen Bedingungen, um die sie – gegen die Trennung von Staat und Kirche – mit nahezu allen Mitteln kämpften. Im Kaiserreich musste Bismarck sich im Konflikt mit der katholischen Kirche geschlagen geben. 1918/19 verloren Linksliberale und Sozialisten die Auseinandersetzung um den schulischen Religionsunterricht. In der SBZ/DDR hatten sich die Kräfteverhältnisse dagegen grundlegend geändert. Was in der Weimarer Republik gescheitert war, nämlich der Aufbau einer konfessionslosen sozialistischen Jugendkultur, das wollte die SED nun verwirklichen.