Was sind „alte“ und „neue“ Werte? Diese Frage stellt sich unwillkürlich beim Blick auf den Titel des vorliegenden Sammelbandes. Antworten versprechen die Beiträge der vierzehn Experten und drei Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis, die vom Herbst 2006 bis zum Frühjahr 2007 bei der Veranstaltungsreihe „Werte im Gespräch“ in Mainz auftraten. Tatsächlich hat sich die Debatte um den Wertewandel über die Sozialwissenschaften hinaus zu einem beliebten Thema für Talkshows und Gesprächsrunden entwickelt, in denen es zuweilen hoch hergeht: Werte wecken offensichtlich Emotionen und spalten die Gemüter. Umso begrüßenswerter ist der Versuch, in historisch fundierter Form „Schlaglichter des Wertewandels“ zu dokumentieren. Andreas Rödder, einer der beiden Herausgeber, analysiert in seiner informativen Einleitung die fundamentale Verunsicherung der westlichen Gesellschaften durch Postmoderne und Globalisierung. Er definiert Werte als „allgemeine und grundlegende Orientierungsrichtlinien, die für das Denken, Reden und Handeln der Menschen auf individueller und kollektiver Ebene als verbindlich akzeptiert, dabei explizit artikuliert oder implizit angenommen werden“ (S. 12). Anhand der Forschungsergebnisse Harald Welzers zur Ermordung der Juden im Zweiten Weltkrieg gelangt Rödder zur beunruhigenden Erkenntnis, dass binnen kürzester Zeit eine Umdeutung bisher gültiger Werte stattfinden könne: „Alles ist möglich – von der Menschenwürde bis zum Massenmord.“ (S. 24)