Der Band vereinigt die Vorträge einer Tagung, die im Oktober 2004 von der „Arbeitsstelle Historische Anthropologie“ an der Universität Erfurt aus Anlass des 65. Geburtstages von Hans Medick organisiert wurde. Mit dem Band wird ein Gelehrter geehrt, der – einst zusammen mit anderen Alltagshistorikern als „Barfußhistoriker“ geschmäht [ 1 ] – inzwischen als einer der Wegbereiter der „kulturellen Wende“ in der deutschen Geschichtswissenschaft gilt. In einer Zeit, als die Erforscher sozialer Strukturen und anonymer Prozesse noch das Feld der Sozialgeschichte bestimmten, setzte sich Medick zu den „Missionaren ins Ruderboot“ und ging mit Hilfe einer kunstvollen Verschränkung von Struktur-, Mikro-, Ereignis- und Erfahrungsgeschichte dem „Weben und Überleben in Laichingen“ zwischen 1650 und 1900 auf den Grund. [ 2 ] Dabei war er stets davon überzeugt, dass sich das vergangene Handeln von Individuen und Gruppen nur unter Einbeziehung auch der subjektiven Dimension historisch angemessen verstehen lasse. Wertideen, Normen, Selbstentwürfe und sinnstiftende Vorstellungswelten – in konkreten sozialen Praktiken realisiert, beglaubigt, in Frage gestellt, umgebaut oder ganz verworfen – sind für ihn stets genauso relevante Faktoren historischen Wandels gewesen wie Strukturen und Prozesse. Medick ging es nicht darum, die Strukturgeschichte gegen die Sinn- und Erfahrungsgeschichte auszuspielen. Vielmehr suchte er nach Ansätzen, die es erlaubten, das Verhältnis von Strukturen und historischen Akteuren zu dynamisieren und die objektive und die subjektive Dimension historischen Wandels aufeinander zu beziehen.