Viele Missklänge im Europa der 27 Länder ergeben sich aus unterschiedlichen Rechts- und Mentalitätskulturen. Für Deutschland und Frankreich sind diese Differenzen unter anderem in der Trennung von Kirche und Staat bei Wahrung gegenseitiger Hilfe auf der einen und einer strikten „laïcité“ auf der anderen Seite festzumachen. Der vorliegende Sammelband illustriert diese Unterschiede. Das französische Konzept der Laizität, gesetzlich festgeschrieben im Jahr 1905, hat seine Wurzeln in der Revolution von 1789 und im Antiklerikalismus des 19. Jahrhunderts. Davon hebt sich das deutsche Konzept der freundlichen Säkularität ab. Beide, so der Herausgeber Jean-Paul Cahn in seiner Einleitung, besetzen einen wesentlichen Platz im Leben des heutigen Europa. Die Fallstudien des Bandes gehen denn auch konsequent von einem komparatistischen Ansatz aus, nehmen über Personen oder die lokale Ebene auf beide Länder Bezug und umfassen in ihrem zeitlichen Ansatz das gesamte 19. und 20. Jahrhundert.