„Politik mit der Erinnerung“ (Peter Reichel), „Geschichtspolitik“ (Edgar Wolfrum) oder „Erinnerungskultur“ (Aleida Assmann) – Begriffe zur Art und Weise, in der sich die Deutschen mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandersetzen, sind mittlerweile Legion. Brauchen wir jetzt auch noch „Sprachpolitik“ und „Political Correctness“? Ja, meint Lucian Hölscher in seiner Einleitung zum vorliegenden Band, denn in den vergangenen Jahrzehnten habe sich „Sprachpolitik“ – also der Streit „über den richtigen, den angemessenen Gebrauch der Sprache in der Öffentlichkeit“ (S. 7) als neues politisches Handlungsfeld etabliert. Im sprachpolitischen Streit um „Political Correctness“, so die Feststellung, würden die Grenzen des politischen Grundkonsenses ausgelotet, dessen „Anerkennung als Voraussetzung der Teilnahme am politischen Diskurs der Bundesrepublik gilt“ (S. 14). Insbesondere in der deutschen Sonderform der „historischen Korrektheit“, mit der die Grenzen des „politisch Sagbaren hinsichtlich der nationalsozialistischen Vergangenheit“ (S. 15) gezogen würden, erfüllten Kontroversen um „Political Correctness“ eine ähnlich fundamentale Integrationsfunktion, wie sie „zivilreligiöse Traditionen“ in Frankreich oder den USA zustande brächten. Das ist eine gewichtige These. Aber ist sie überzeugend?