Die Öffentlichkeit in der Metropole der Zwischenkriegszeit steht im Mittelpunkt der Studie von Daniel Siemens, der den Rahmen des Vergleiches weit steckt: mit Berlin, Paris und Chicago als Fallstudien unternimmt er den Blick über die Grenzen der europäischen Geschichte hinaus und begibt sich auf das transatlantische Parkett. Dabei beschäftigt er sich sowohl mit der Mediengeschichte – der Tagespresse als lokaler Instanz – als auch mit der Frage, wie die Arbeit der Justiz in den verschiedenen Gesellschaften wahrgenommen wurde. Siemens interpretiert die Gerichtsberichterstattung als Teil einer Inszenierung von Gerechtigkeit, die auch dazu diente, die moralische Ordnung der Metropole wiederherzustellen bzw. zu bestätigen. Um das umfangreiche Material aus der Hochzeit des Zeitungswesens zu bewältigen, hat sich der Verfasser einige auflagenstarke „Qualitätszeitungen“ ausgewählt, in denen er wiederum die Berichterstattung über ausgewählte Kriminalfälle verfolgt. Die Studie ist jedoch weit mehr als eine vergleichende Geschichte der Gerichtsreportage in drei faszinierenden Metropolen. Es handelt sich vielmehr um einen hervorragend recherchierten, flüssig geschriebenen und in der Interpretation weiterführenden Beitrag zu einer Geschichte der Hochmoderne.