Der Vergleich zwischen Nationalsozialismus und Stalinismus gehört seit Jahrzehnten zu den populärsten und umstrittensten Unternehmungen der Historiker. Nach dem Ende des Kalten Krieges erlebte er eine Konjunktur, die jedoch nicht mit einer methodischen Erneuerung einherging. Der Vergleich war en vogue, vor allem weil die Forschung in den 1990er-Jahren empirisch belegte, dass die Gewalt des Stalinismus hinter der des Nationalsozialismus nicht zurückstand. Mit der heuristischen Kapazität der Methode hatte diese Entwicklung zunächst nichts zu tun, wohl aber mit einer vergleichenden Perspektive. Wer sich mit der Geschichte des Großen Terrors und des Zweiten Weltkriegs beschäftigt, setzt seine Forschung – womöglich unbeabsichtigt aber meist unvermeidbar – in den Kontext des Diktaturenvergleichs.