Mitte dieses Jahrzehnts erschienen kurz hintereinander zwei Monographien zur Wirtschaftsgeschichte des Nationalsozialismus, die nicht nur lebhafte Debatten innerhalb des Faches stimulierten, sondern darüber hinaus bei der breiten Öffentlichkeit auf großes Interesse stießen und sich deshalb für ihre Autoren auch als kommerzieller Erfolg erwiesen. Götz Aly vertrat in seinem 2005 erschienen Buch "Hitlers Volksstaat" insbesondere die provokante These, dass die Enteignung, Beraubung und schließlich Vernichtung der europäischen Juden nicht allein und vorwiegend auf die rassistischen Motive der Nationalsozialisten zurückgeführt werden können, sondern in nicht vernachlässigbarem Umfang auch der primär ökonomischen Zielsetzung geschuldet waren, in Aufrüstungs- und Kriegszeiten Gold, Devisen und andere Ressourcen zur Befriedigung der Konsumbedürfnisse der deutschen Bevölkerung zu erlangen. [ 1 ] Diese Überlegungen mündeten in Alys inzwischen berühmtes Schlusswort: "Wer von den Vorteilen für die Millionen einfacher Deutscher nicht reden will, der sollte vom Nationalsozialismus und vom Holocaust schweigen" (S. 362).