Seit den 1990er-Jahren sind die "Arisierung" jüdischen Vermögens im "Dritten Reich" und die Profiteure der nationalsozialistischen Enteignungspolitik vor allem im Rahmen von Lokal- und Regionalstudien Gegenstand der historischen Forschung geworden, und auch die Rolle einzelner Unternehmen wurde inzwischen untersucht. In den letzten Jahren haben nun erste Studien und Projekte die staatliche Enteignung der jüdischen Bevölkerung in den Blick genommen. Christiane Kuller und Axel Drecoll leisten hier einen wichtigen Beitrag, indem sie an einem regionalen Beispiel systematisch die Rolle der staatlichen Finanzverwaltung analysieren. Die Finanzverwaltung und mit ihr das Deutsche Reich waren, das arbeiten die beiden Studien klar heraus, der "größte Profiteur" der Enteignung der Juden (Kuller, S. 206; Drecoll, S. 320). Vom "Standpunkt des monetären Gewinns aus", das betont Drecoll (S. 123), führe die Untersuchung der fiskalischen Ausplünderung zum "Kern der wirtschaftlichen 'Ausschaltung'" der Juden im NS-Staat.