Wenn über die deutsche Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg gesprochen wird, verschwinden die Überlebenden des Holocaust und des NS-Terrors oft aus dem Blickfeld oder werden nur als passiv erscheinende Kollektive betrachtet, wie beispielsweise in der Frage der Displaced Persons. Für viele Angehörige der verfolgten Gruppen kam das Ende des NS-Regimes zu spät; für die Überlebenden stellte sich jedoch die Frage, wie und wo sie weiterleben wollten. Sobald sie sich entschieden, in einem (deutschen) Nachfolgestaat des NS-Regimes zu bleiben, hieß das auch, mit den vormaligen Tätern, Unterstützern und Zuschauern der Verbrechen zusammenleben zu müssen. Dem Willen, im Bewusstsein dieser Situation die Gesellschaft und die Geschichtsschreibung mitzugestalten, widmen die Herausgeber Katharina Stengel und Werner Konitzer den Sammelband „Opfer als Akteure. Interventionen ehemaliger NS-Verfolgter in der Nachkriegszeit“.