Die Beschreibung sozialer Beziehungen zwischen Personen, Gruppen und Institutionen als Netzwerk ist in der Soziologie längst zum Paradigma geworden. Mit Verweis auf die Luhmannsche Systemtheorie werden gesellschaftliche Prozesse unter den Aspekten der Interaktion, des Austauschs und der Kooperation betrachtet, wobei die systemischen Bedingungen und Handlungen eine mindestens ebenso große Rolle spielen wie die Akteure selbst. Auch die Geschichtswissenschaft hat sich diese Herangehensweise zu eigen gemacht und unterstützt damit die Abkehr von dirigistischen Modellen zugunsten der Betrachtung kommunikativer Vorgänge. Die Verwendung der Netzwerkmetaphorik ist dagegen relativ jung – und trägt für manche Historiker noch den Geruch des ‚Modeworts‘ an sich. [ 1 ]