„Wenn es die OGG nicht gäbe, müsste sie noch heute gegründet werden!“, erklärte der Direktor des Berner Bildungs-, Beratungs- und Tagungszentrums für Land- und Hauswirtschaft (INFORAMA), Andreas Gasser, auf eine Interviewfrage zum aktuellen Stellenwert der Oekonomische(n) und Gemeinnützige(n) Gesellschaft (OGG). Die Antwort unterstreicht die herausragende Bedeutung, die der OGG für die Gegenwart zugemessen wird. Nun ist diese Gesellschaft vor 250 Jahren, lange vor der Französischen Revolution und lange vor der Industriellen Revolution und ihren Folgen für die Landwirtschaft, gegründet worden. Gibt es dann, so drängt sich die Frage auf, überhaupt noch Verbindungslinien von den historischen Gründungsimpulsen hin zur aktuellen Bedeutung der OGG? Auf den ersten Blick sind sie jedenfalls nicht zu erkennen. Die dauerhafte Existenz der OGG muss vielmehr als Ausweis ihrer Wandlungsfähigkeit wahrgenommen werden. So gilt die OGG dem Schweizer Historiker Peter Moser und anderen als „Geburtshelferin von 3 Agrarrevolutionen“. [ 1 ] Während ihre Aktivitäten für das 18. Jahrhundert darauf gerichtet gewesen seien, die sogenannte „Düngerlücke“ zu überwinden, hätten seit dem späten 19. Jahrhundert – nicht zuletzt mit Unterstützung der OGG – einige Errungenschaften der Industriegesellschaft (Maschinen und Kunstdünger) Einfluss auf die Produktion von Nahrungsmitteln genommen. Dieser im 19. Jahrhundert eingeleitete Wandel sei allerdings gegenüber den Ausprägungen der sogenannten 3. Agrarrevolution der 1950er- und 1960er-Jahre noch äußerst blass geblieben. Wenn Moser ins Feld führt, dass die Flächenerträge zwischen 1950 und 1985 stärker angestiegen seien als in den 150 Jahren zuvor, dann verdeutlichen diese Zahlen das ganze Ausmaß der Modernisierung der Landwirtschaft durch Motorisierung und Chemisierung. Hätte die OGG stets nur passiv auf die Veränderungen reagiert, würde sie heute kaum mehr existieren. Indem sie Veränderungsprozesse aber über 250 Jahre aktiv mit gestaltet hat, stand sie in drei Revolutionen auf der Seite der Revolutionäre. – Die Revolution frisst ihre Kinder!? Zumindest für die OGG gilt dieser Satz nicht. Mit dem Wandel als Konstante blieb die Gesellschaft über 250 Jahre äußerst lebendig.