Über den Schriftsteller Uwe Johnson existiert das Bonmot, man müsse ihn eigentlich unter die Historiker zählen, hätte er nur nicht so gut geschrieben. Für Historiker steht hinter dieser Sentenz eine ernstzunehmende Herausforderung. So hat der Schriftsteller Jorge Semprún im Hinblick auf die Erinnerung an die nationalsozialistische Judenvernichtung vorausgesagt: „In fünfzig Jahren wird sich das kollektive Erinnern an die Schoah nicht auf Hilberg beziehen. Sondern auf Littell. Die ‚Wohlgesinnten’ werden die Wahrnehmung prägen, nicht die Historiker.“ [ 1 ] In den Feuilleton-Debatten um Uwe Tellkamps „Der Turm“ oder auch um Hans Magnus Enzensbergers „Hammerstein“ wurde den Autoren ebenfalls bescheinigt, sie hätten der akademischen Geschichtsschreibung sehr erfolgreich Themen entwunden. Sind Schriftsteller auf lange Sicht die besseren, da wirkungsmächtigeren Historiker?