Das wird die Europa-Historiker(innen) freuen: Endlich erscheint wieder einmal ein Buch zum Thema Europa, das neueste inhaltliche und methodische Diskussionen aufgreift und sie der „Europa“-Forschung zunutze macht. Den konstruktivistischen Ansatz konsequent umsetzend, geht der Band von der Grundthese aus, dass „der Europäer“, der „homo europaeus“, als jahrhundertelange Selbst- und Fremdzuschreibung ebenso ein diskursives Konstrukt ist wie Europa selbst. Die Autorinnen und Autoren haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Entstehung und Ausformung dieses Konstruktes aufzufächern. Analysiert werden soll die zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Wissensfeldern jeweils verschiedene „habituelle und performative (Selbst-)Fabrikation eines Individuums“ (S. 13). Benedict Andersons „imagined communities“ stehen hier Pate, ebenso die Forschungen zur europäischen Identität der letzten 15 Jahre. Gleichzeitig jedoch geht der Blick weit über die Diskurse und eine rein ideengeschichtliche Analyse des Themas hinaus. „Soziale Praktiken“ zwischen Bildungs- oder Landwirtschaftspolitik, Verwaltung, Ausbildung und Migration erweitern die diskursgeschichtliche Perspektive.