Japan hatte einerseits lange vor seiner Öffnung zum Westen in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts eine eigenständige Geschichtsschreibung und -forschung; andererseits war es auch eines der ersten nicht-westlichen Länder, das die westliche und namentlich die deutsche Geschichtswissenschaft übernahm und zur Grundlage einer modernen Universitätsdisziplin machte. Dabei war – wie in westlichen Ländern – die Entwicklung der Geschichtswissenschaft als eigenständige Disziplin eng mit dem Ausbau des Nationalstaates verbunden. Beides, die eigenständige Tradition, die auch die Entstehung der modernen Disziplin beeinflusste, und die Parallelen in der Entwicklung in westlichen Ländern, sollten für westliche Historiker Grund genug sein, sich für die Geschichtswissenschaft in Japan zu interessieren. Die japanische Geschichtswissenschaft ist zudem stark internationalisiert; japanische Historiker haben schon seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts theoretische Ansätze aus dem Westen nicht nur rezipiert, sondern auch weiterentwickelt. Aber dieser Rezeption ausländischer Anzätze durch Japan steht, wie mehrere Autoren konstatieren, die weitgehende Ignoranz der nicht auf Asien spezialisierten Historiker Europas und der USA gegenüber. Nur wenige Arbeiten werden aus dem Japanischen übersetzt.