Seit Ende der 90er Jahre ist Erdgas in der Europäischen Union nach Mineralöl der zweitwichtigste Energieträger. Nach den vorliegenden Prognosen wird die Nachfrage nach Erdgas langfristig weiter steigen. Da die Erdgasgewinnung in der EU ihren Höhepunkt bereits überschritten hat und stark zurückgehen wird, müssen die Erdgasimporte deutlich zunehmen. Dies ist langfristig auch möglich, da in wirtschaftlicher Reichweite der EU etwa 80 Prozent der Welterdgasreserven - vor allem in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und im Mittleren Osten - liegen. Bis 2020 sind die Importe bereits vertraglich gesichert, die über den erwarteten Produktionsrückgang hinausgehen. Weitere Vorhaben erlauben einen Anstieg des Erdgasverbrauchs der EU um 20 bis 30 Prozent. Die Versorgung wird dann zu rund 80 Prozent von Importen abhängen. Russland wird der wichtigste Lieferant bleiben, mit deutlichem Abstand vor Norwegen und Algerien. Aufgrund der hohen Konzentration der Erdgasimporte auf wenige Lieferanten werden Sicherheitsbedenken geäußert. Eine regionale Diversifizierung wird nur begrenzt möglich sein. Dazu könnte insbesondere die Erhöhung der Kapazitäten für die Anlandung von verflüssigtem Erdgas (LNG) sowie der Bau einer Pipeline beitragen, die Europa mit erdgasreichen Ländern am Kaspischen Meer und im Mittleren Osten verbindet.