Johann Jakob Scheuchzer wurde erst kürzlich von der Wissenschaftsgeschichte „wieder entdeckt“: Nach zwei Dissertationen, die sich mit seinem enzyklopädisch-naturwissenschaftlichen Bibelkommentar Physica Sacra sowie dem darin enthaltenen umfangreichen Korpus von Kupferstichen befassten [ 1 ] , wird nun der Werkbezug ausgedehnt: Im Mittelpunkt der auf eine philosophische Dissertation zurückgehenden Untersuchung von Michael Kempe steht die Sintfluttheorie des Schweizer Gelehrten. Kempe verbindet damit ein mehrfaches Erkenntnisinteresse. Zum einen gelingt es dem Autor, durch die Analyse der Diluvialtheorie ein Bild Scheuchzers als typischem Vertreter der Universalwissenschaft um 1700 zu zeichnen. Daneben wird versucht, über eine synchrone und diachrone Kontextualisierung von Scheuchzers Sintfluttheorie einen während der Frühaufklärung vor sich gehenden Weltbildwandel nachzuvollziehen, der zu einem von naturteleologischen Vorstellungen getragenen optimistischen Fortschrittsglauben führte, welcher in die Moderne mündete, ohne zunächst eine Trennung von Wissenschaft und Theologie zu erfordern.