Mit ihrem Buch “Kalorien, Kautschuk, Karrieren” bringt Susanne Heim das Verständnis der Rolle der Wissenschaften im Nationalsozialismus um einen entscheidenden Schritt weiter. In ihrer Untersuchung zur landwirtschaftlichen Forschung in Kaiser-Wilhelm-Instituten im Zeitraum von 1933-1945 kommt Heim zu der Schlussfolgerung, dass die Wissenschaften nicht nur mit dem NS-Staat kooperiert, sondern auch in großem Umfang von dieser Verbindung profitiert haben. Heim untermauert damit das Bild, das die jüngere Forschung gezeichnet hat, in der die oft hervorgehobene Wissenschaftsfeindlichkeit des Nationalsozialismus widerlegt wird. Ebenso entkräftet sie die These des angeblichen Missbrauchs der Wissenschaften im nationalsozialistischen Staat. Vielmehr belegt Heim mit konkreten Beispielen, wie Wissenschaftler entweder aus Hingabe an die Forschung, aus politischer Überzeugung oder aus Karrieregründen unter sehr günstigen Forschungsbedingungen ihre Arbeit fortsetzen und sogar intensivieren konnten. Es kann somit nicht nur von Kooperation, sondern eher von einer “Interessenkongruenz zwischen Wissenschaft und Macht” (S. 249) gesprochen werden.