Welcher Stellenwert kam den sozialen Prozessen, Strukturen und Beziehungen in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR im Verhältnis zur diktatorischen Herrschaft des SED-Regimes zu? Wie weit reichte die „Durchherrschung“ [ 1 ] der staatssozialistischen Gesellschaft? Inwiefern vollzog sich in ihr eine „Entdifferenzierung“ [ 2 ] der sozialen Strukturen und Subsysteme? Auf diese Fragen hat sich seit 1990 die Sozialgeschichtsschreibung zur DDR konzentriert. Der von Hans-Ulrich Thamer und Thomas Großbölting herausgegebene Band bietet eine vorläufige Bilanz dieser Forschungsrichtung. Die Aufsätze untersuchen anhand der ländlichen Gesellschaft, des gewerblich-industriellen Mittelstandes und der Aufnahme der „Umsiedler“, dem offiziellen Euphemismus für die Flüchtlinge und Vertriebenen, exemplarisch die soziale Transformation, die sich in der SBZ bzw. frühen DDR von 1945 bis zu den frühen 1950er-Jahren vollzog. Dabei konzentrieren sich die Studien zum Wandel dörflich-agrarischer Milieus und zur Aufnahme der Flüchtlinge und Vertriebenen auf Mecklenburg-Vorpommern, während sich die Untersuchungen zu den mittelständischen Privatunternehmen auf Sachsen-Anhalt und Thüringen beziehen.