Wie aktuell die Geschichte des Zweiten Weltkrieges und der frühen Nachkriegsjahre immer noch ist, kann angesichts der D-Day-Feierlichkeiten, der Debatten um Jörg Friedrichs Buch „Der Brand“ und um das „Zentrum gegen Vertreibungen“ kaum übersehen werden. Der Mitte des 20. Jahrhunderts widmet sich auch der Sammelband, den Richard Bessel und Dirk Schumann unter dem etwas esoterisch wirkenden Titel „Life after Death“ herausgegeben haben. Die Stärke des Buchs liegt in seinen methodischen Ambitionen: Es zeigt die blinden Flecken üblicher Periodisierungen auf. Mit der Frage nach Gewalt und Normalisierung wird den Autoren eine dichotome Begrifflichkeit in die Hand gegeben, die bei den 14 Aufsätzen für eine gewisse Kohärenz sorgen soll. Leider bleibt dies zu vage – und das ist der Hauptkritikpunkt an diesem ansonsten sehr inspirierenden Band –, weil es den Herausgebern in ihrer Einführung nicht gelingt, die Dimensionen der Begriffe und mögliche Wirkungsmechanismen so differenziert darzulegen, dass sie als Analysekategorien fungieren könnten. Sie bleiben lediglich erkenntnisleitende Metaphern, die von den Autoren unterschiedlich intensiv reflektiert verwendet werden. Überzeugender ist das Bekenntnis der Herausgeber zu methodischer Vielfalt und Interdisziplinarität. Neben die Geschlechter- und Konsumgeschichte und die Geschichte der kollektiven Erinnerungen stellen sie einen sehr anregenden psychologischen Ansatz. Die größte Stärke des Bandes liegt jedoch darin, dass die meisten Aufsätze vergleichend angelegt sind – sowohl innerhalb von Nationen als auch international-europäisch. Dabei werden die Mehrzahl der Länder Süd-, West- und Mitteleuropas und die USA einbezogen. [ 1 ]