Öffentlichkeitswirksam bekannte sich der damalige Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG Thomas Middelhoff im Dezember 1998 dazu, die Unternehmensgeschichte des Hauses Bertelsmann in der Zeit des Nationalsozialismus sei neu zu schreiben. Saul Friedländer wurde zum Leiter einer "Unabhängigen Historischen Kommission zur Erforschung des Hauses Bertelsmann" (UHK) berufen, der darüber hinaus Norbert Frei, Trutz Rendtorff und Reinhard Wittmann angehörten. Dem vorausgegangen war die Übernahme der Gruppe Random House durch Bertelsmann im Sommer 1998, die den Medienkonzern zum größten amerikanischen Verlagshaus werden ließ. Im Herbst 1998 geriet die bis dato tradierte Firmenlegende, Bertelsmann sei im Dritten Reich ein Hort des Widerstandes gewesen und 1944 aus diesem Grund geschlossen worden, durch Kritiker in deutschen und schweizerischen Medien ins Wanken. Zuletzt hatte Middelhoff selbst anlässlich der Entgegennahme des Vernon A. Awards in New York im Juni 1998 diese Legende gepflegt. Als die Kritik von einigen US-amerikanischen Blättern aufgegriffen wurde, war die professionelle, historische Aufklärung die für das Unternehmen mittelfristig allemal günstigere Form der Vergangenheitskonfrontation. Vier Jahre später und rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse 2002 präsentierte die UHK auf einer Pressekonferenz im Senatssaal der Münchner Universität ihr Arbeitsergebnis: den knapp 800 Seiten starken Darstellungsband "Bertelsmann im Dritten Reich". Er wird ergänzt durch einen bibliografischen Band, der alle im Betrachtungszeitraum erschienenen Verlagsveröffentlichungen verzeichnet.