Die staatliche Neuorganisation der ehemals sozialistischen Gesellschaften in Mittel- und Osteuropa erfolgte in der Mehrheit der Fälle im Rahmen einer bewussten symbolischen Abgrenzung der eigenen Nation von der nunmehr als ‚falsch‘ etikettierten oder sogar völlig ausgeblendeten Geschichte während der Sowjetzeit. Dabei wurde gern ‚verdrängt‘, dass die Imagination einer gemeinsamen Identität zur Integration der Gesellschaft nach innen und zur Erlangung staatlicher Handlungsfähigkeit nach außen – wenn auch unter anderen Vorzeichen – zu Beginn der Ära des Sozialismus ebenfalls ihren festen Platz hatte. Einen faszinierenden Einblick in die Entstehungsgeschichte und die nachwirkenden Prägungen solcher sowjetischer und sozialistischer Identitäten ermöglicht jetzt ein von Silke Satjukow und Rainer Gries herausgegebener Sammelband, der ausgewählte osteuropäische und ostdeutsche Propagandafiguren einem breiten Publikum vorstellen möchte. Dieser erste Versuch einer Aufarbeitung der Kulturgeschichte sozialistischer Helden ist in vergleichender Perspektive angelegt und basiert auf den Ergebnissen einer internationalen Tagung, die im September des Jahres 2001 in Krakau stattfand. Mit ihrer materialreichen und zudem methodisch aufwendigen Studie verfolgen die beiden Herausgeber zugleich das Ziel, einen spürbaren Anreiz für den bisher nur spärlichen wissenschaftlichen Austausch über Forschungsprobleme des „sozialistischen Weltsystems“ (S. 267) innerhalb Osteuropas zu geben.