Die einführende Leseanleitung zu diesem opulenten dreibändigen Werk ist knapp und schwungvoll. Mit dem französischen Symbolisten Paul Valéry zeigen die federführenden Herausgeber aus dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen, Friedrich Jäger und Burkhard Liebsch, an, warum der „Bankrott“ gesicherten Orientierungswissens in der Moderne den Bedarf an „Kulturwissenschaften“ weckt. Mit dem Nationalökonomen und Kultursoziologen Max Weber begründen sie die notwendigen Anpassungen wissenschaftlicher Erkenntnisleistungen an die veränderten „Kulturprobleme“ in einer konfliktreichen Epoche der Globalisierung: „Das Licht der großen Kulturprobleme ist weiter gezogen. Dann rüstet sich auch die Wissenschaft, ihren Standort und ihren Begriffsapparat zu wechseln.“ Nur werden die Verfasser den Studierenden erklären müssen, warum sie diese Schlüsselpassage zur wissenschaftlichen Innovation aus einer verschnittenen Anthologie zitieren, die längst vom Markt genommen ist. [ 1 ] So wird der Zugang zu den klassischen Positionen des modernen kulturwissenschaftlichen Denkens unnötig erschwert. Das fällt ohnehin nicht leicht. Nach Durchsicht aller drei Bände glaubt der Leser es kaum. Dieses „Handbuch“ verfügt über keine Register. Weder die Einzelbände haben ein Personen-, Sach- oder Begriffsregister, noch gibt es ein Gesamtverzeichnis. Der handbucherfahrene Metzler-Verlag läuft hier Gefahr, seinen guten didaktischen Ruf zu gefährden. Dabei bietet der Inhalt mit seinen gut hundert Beiträgen von durchweg renommierten AutorInnen, gegliedert in 15 Großkapitel, reichhaltigste Kost. Hut ab allein vor dieser editorischen Leistung. Aber man kann auf der Suche nach Personen wie George H. Mead und Aby Warburg oder Problemen wie der neuen Wissenschaftsgeschichte oder dem neuerlichen Strukturwandel der Öffentlichkeit rasch den Überblick verlieren.