Der Sammelband stellt die Zwischenergebnisse einer 1997 gebildeten Freiburger Forschungsgruppe um Ulrich Herbert zur ‚inneren’ Geschichte der Bundesrepublik vor. An der Seite des Herausgebers (Jg. 1951) kommen durchweg jüngere Historikerinnen und Historiker zu Wort. Ihr gemeinsames Anliegen wird von Herbert im Rahmen einer langen einleitenden „Skizze“ über „Liberalisierung als Lernprozess. Die Bundesrepublik in der deutschen Geschichte“ als Versuch der analytischen „Auflösung“ eines „geradezu atemverschlagend[en]... Widerspruchs“ bezeichnet: Gemeint ist die frappierende „Differenz zwischen einer orientierungslosen, durch das NS-Regime tief geprägten und durch Bombenkrieg, Vertreibung und Kriegsniederlage traumatisierten Gesellschaft nach 1945 einerseits und der – bei allen spezifisch deutschen sowie den für westliche Gesellschaften insgesamt gültigen Defiziten – doch bereits stabilen, prodemokratisch orientierten und sich weiter liberalisierenden Gesellschaft der Bundesrepublik seit den 70er Jahren andererseits“ (S. 7f.). „Atemverschlagend“ sei dieser Prozess der „Fundamentalliberalisierung“ (Jürgen Habermas) von Staat, Politik, Gesellschaft und Kultur allein schon deshalb, weil er sich innerhalb einer Zeitspanne von weniger als 25 Jahren, praktisch also innerhalb nur einer Generation, vollzogen habe - mit der „Zeit zwischen etwa 1959 und 1973/74 als Kernphase“ ( S. 14).