Im Alltag weiß man viel, und das mit aller Gewissheit; den meisten Wissenschaftlern geht es bei ihrer Arbeit nicht anders. Was aber ist „Wissen“ und wie findet man es? Drei interessante Sammelbände gehen diesen Fragen nach. Zunächst zeigt der von Achim Landwehr herausgegebene Band über „Geschichte(n) der Wirklichkeit“ exemplarisch die Schwierigkeiten, „Wissen“ historiographisch zu erfassen. Trotzdem er seine Ansprüche nicht einlösen kann, ist der Band anregend und sind die meisten Beiträge für sich genommen sehr interessant, etwa — um nur zwei herauszugreifen, die mir besonders gefallen haben — Ralf-Peter Fuchs‘ Aufsatz über die (mangelnden) Raumkenntnisse frühneuzeitlicher Untertanen, die sich in den kompliziert verschachtelten Herrschaften nicht zurechtfanden, kaum wussten, zu welcher Obrigkeit ihr Dorf gehörte und wo diese geografisch zu lokalisieren war. Regelmäßige Grenzbegehungen und spezifische Abgaben sollten den Untertanen eine Vorstellung davon vermitteln, wie Raum und Herrschaft zusammenfielen. Oder Anton Tantners Darstellung der hartnäckigen Versuche österreichischer Behörden, „Vermischungen“ aller Art durch Numerierungen und tabellarische Erfassungen in Ordnung zu verwandeln: miteinander vermischte Herrschaften und Untertanen in einem Ort, in einem Haus vermischte Familien oder gar, als Folge von Umzügen, vermischte Identitäten einzelner Untertanen.