Innovationen wirken sich positiv auf Produktivität und Wachstum aus. Daher ist es wichtig zu wissen, ob die Besteuerung der Unternehmen einen Einfluss auf Forschung, Entwicklung und Innovation der Unternehmen hat. Umgekehrt können generierte immaterielle Wirtschaftsgüter auch das Steueraufkommen erhöhen. Wir betrachten die Auswirkungen der steuerlichen Forschungsförderung auf die Phase der Investition in Forschung und Entwicklung (FuE) sowie die Auswirkungen der Besteuerung der Erträge auf die Phase der Generierung von immateriellen Wirtschaftsgütern (insbesondere Patente) in einer Gesamtanalyse. Für die Analyse haben wir ein Modell definiert, bei dem Unternehmen die Verteilung von Forschungs- und Entwicklungsaufgaben sowie von immateriellen Wirtschaftsgütern im Konzern mit Blick auf die resultierende Gesamtsteuerbelastung optimieren. Wir haben dazu einen Datensatz individualisierter Patentanmeldungen europäischer Kapitalgesellschaften beim Europäischen Patentamt erstellt und für die Jahre 1998 bis 2007 analysiert. Wir finden in der Analyse positive Auswirkungen von Steueranreizen für FuE-Inputs auf die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Investition vor allem kleinerer Unternehmen in FuE beobachten. Das sogenannte Chancenverhältnis, dass ein Unternehmen in FuE investiert und ein Patent anmeldet, wird um 11% erhöht, wenn sich der sogenannte B-Index um 10 Prozentpunkte vermindert. Eine solche Reduktion des B-Index ließe sich in etwa durch die Einführung einer Steuergutschrift von 10% für FuE-Ausgaben erzielen. Wir finden zudem negative Auswirkungen des kombinierten tariflichen Ertragsteuersatzes für Kapitalgesellschaften auf die Anzahl der Patentanmeldungen. Demnach erhöht sich die durchschnittliche Anzahl der Patentanmeldungen um 0,09 wenn der Steuersatz um 10 Prozentpunkte fällt. Diese Reaktion auf die Steuerbelastung lässt sich durch steueroptimierte Ansiedlung von Forschungsaktivitäten und immateriellen Wirtschaftsgütern zwischen potentiellen Standorten, aber auch durch steueroptimierte Aufgabenverteilung und Strukturierung von Forschungsaufträgen im Konzern erklären. Zudem reagieren Unternehmen in Ländern mit Steueranreizen für FuE um 156% stärker auf die Veränderung des Steuersatzes als das Gesamtsample. Wir beobachten auch einen um 120% stärkeren Effekt bei Forschungskooperationen über die Landesgrenzen hinweg. Die Reaktion auf den Steuersatz ist zudem bei großen Unternehmen mit mehr als 5.000 Arbeitnehmern um 189% stärker ausgeprägt. Steueranreize für FuE-Inputs könnten demnach ein Instrument sein, den Einstieg kleinerer Unternehmen in FuE zu befördern und den Ort der physischen FuE-Kompetenz im Inland zu halten. Außerdem wirkt sich die Senkung des Steuersatzes positiv auf die Generierung und Verlagerung immaterieller Wirtschaftsgüter ins Inland aus, indirekt ist damit auch eine Erhöhung der FuE-Tätigkeit im Inland zu erwarten.