Wenn nichts so beständig ist wie der Wandel, dann müssten sich die „Generationen“ den Historikern geradezu aufdrängen. Und in der Tat wachsen, parallel zu popsoziologischer Belletristik, die Bemühungen, sie als analytisches Instrumentarium einzuhegen. [ 1 ] Indes stellen sich vorab eine Reihe grundsätzlicher Fragen: Sind Generationen biologische Tatsachen oder soziokulturelle Konstrukte? Resultiert ihre – zunächst mehr unterstellte – kohäsive Kraft aus prägenden Strukturen oder einschneidenden Ereignissen? Aus stetig gewachsenen Überzeugungen oder aus der Erschütterung derselben? Ist es notwendigerweise die Adoleszenzzeit, an der sich Generationen festmachen? Und, vielleicht die wichtigste Vorverständigung: Wurden sie zeitgenössisch als solche perzipiert und „erlebt“ oder erst ex post konstruiert? Der vorliegende Band spielt derartige Fragen anhand von sechs Fallstudien sowie einer gedanken- und aufschlussreichen Einführung der beiden in Frankfurt am Main tätigen Herausgeber durch. Dass die Beiträge transnational und transepochal ein beträchtliches Terrain abschreiten (von Bologna um 1100 bis nach Kenia um 1950), offenbart das Potenzial des Generationen-Konzepts, auch wenn im Ergebnis die Unbefangenheit es anzuwenden wohl eher geschwächt wird. Die Spezifik jedes einzelnen Gegenstandes und seiner methodischen Erschließung machen sich jedenfalls deutlich bemerkbar. Die Beiträge beruhen im Übrigen mit einer Ausnahme nicht auf eigens für den Band - bzw. für die Sektion des Aachener Historikertags (am 28.9.2000), aus der er hervorgegangen ist - betriebenen Forschungen, sondern auf früheren, im Rahmen von Qualifikationsarbeiten und eines SFB-Teilprojekts vollzogenen Recherchen.