摘要:Das Interesse an sozialen Repräsentationen und kulturellen Deutungen des
Raumes in der Geographie und Stadtforschung hat auch einen neuen Blick auf
Stadtentwicklungsprozesse hervorgebracht. So sind neben der Analyse
physisch-materieller Strukturen Fragen nach der symbolischen Konstitution
des Raumes, den Facetten des third space (Soja, 1996) in den Vordergrund gerückt.
Damit zeigt sich eine stärkere Hinwendung zu kulturellen Aspekten im
Sinn fortlaufender gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse, um
sozialräumliche Strukturen und Verhältnisse zu erklären (u.a.
Mills, 1993; Lees, 2004; Ley, 1996, Caulfield, 1989; Lang, 1998; Best,
Gebhard, 2001). Residentielle Segregation und Gentrification können in
diesem Zusammenhang sowohl als Folgen als auch Gegenstand sozialer
Verräumlichungen thematisiert werden, das heißt im Sinn von
gesellschaftlichen Bedeutungen und Kategorien, die Orten zugewiesen werden.
Geht man von entsprechenden Perspektiven aus, dann findet sich in den
Städten der neuen Bundesländer ein interessantes Terrain für die
Erforschung der symbolischen Konstruktion von Orten und gesellschaftlichen
Wertzuweisung an den Raum. Hier hat der Übergang in ein neues
Gesellschaftssystem zu einer besonders raschen Neu- bzw. Umbewertungen
räumlicher Strukturen geführt, die unmittelbar die Frage nach der
Bedeutung von Verräumlichung als Medium sozialer und kultureller
(Neu-)Ordnung und Strukturierung aufwerfen. In diesem Zusammenhang werden im
Rahmen des folgenden Beitrags raumbezogene Vorstellungsbilder und
symbolische Zuweisungen an Stadtgebiete als Bezugssysteme sozialer
Orientierung thematisiert. Am Beispiel von citynahen Altbaugebieten in der
Stadt Leipzig werden raumbezogene Bedeutungen und Wertvorstellungen im
Alltag der Bewohner und im fachlichen Diskurs der Immobilienbranche als zwei
unterschiedliche Aspekte der gesellschaftlichen Produktion des Raumes
angesprochen:
- Ausgehend von Tiefeninterviews mit Bewohnern wird der Frage nachgegangen,
welche gesellschaftlichen Werte (z.B. Freiheit, Sicherheit) und
identitätsstiftenden Kategorien mit bestimmten Stadträumen verbunden
werden. Als methodisches Hilfsmittel um sich raumbezogenen
Vorstellungsinhalten anzunähern, wurden Bilder aus Werbekampagnen
benutzt. Dabei wurde davon ausgegangen, dass Werbung gesellschaftlich
relevante Strukturen, Sehnsüchte und Identitäten abbildet, die im
alltäglichen Leben auch auf Räume projiziert werden.
- Auf der Grundlage von Informations- und Werbematerialen sowie
Gesprächen mit Immobilienmaklern werden Repräsentationen des Raumes
aufgedeckt, die innerhalb fachlicher Diskurse kommuniziert werden. Im
Mittelpunkt steht hier die Frage, wie einzelne Wohngebiete durch die
Immobilienbranche zum Zweck der Vermarktung präsentiert werden.
Damit stehen Visualisierungen als ein methodisches Instrument der
empirischen Forschung im Vordergrund. Ziel war es, sich bildhaft mentalen
Repräsentationen bzw. inneren Bildern über das Hilfskonstrukt
visuell kommunikativer (Werbe-)Bilder anzunähern. Im Zusammenhang mit
Fragen nach raumbezogenen Vorstellungen erscheint Bildmaterial als
Bestandteil der empirischen Methodik geeignet, da es auf vorkommunikative
Bereiche des Erlebens abhebt, und eine starke assoziative,
emotionalisierende Wirkung aufweist. Dabei liegt die Besonderheit von
Bildern im Unterschied zur Eindeutigkeit der Sprache in den vielen
unterschiedlichen Deutungen, die sie in Abhängigkeit von sozialen und
individuellen Interpretationskontexten erlangen können (Schelske,
2001:152). Eine Annäherung an raumbezogene Vorstellungen im Sinn
alltäglich erlebter Räume der Repräsentation (s. Tabelle 1) die
nicht unmittelbar kommuniziert, sondern eher durch Bilder und Symbole
vermittelt werden, scheint eher über visuell vermittelte Erzähl- und
Bedeutungsstrukturen möglich, wie sie z.B. auch der Werbung zu Grunde
liegen.
Um sozialräumliche Differenzierung zunächst durchgängig als
soziales Phänomen zu konzeptionalisieren wird nachfolgend kurz auf
Lefebvres Theorie der Produktion des Raumes eingegangen, die die Kategorien
Stadt, und Raum systematisch in eine übergreifende
Gesellschaftheorie integriert (Schmid, 2005:9).