Einführend wies HANS WOIDT (Tübingen) auf ein erstaunliches Paradox hin: Die Welt ist durch den Globalisierungsschub der letzten Jahren stärker zusammen gewachsen als je zuvor, in der Öffentlichkeit wird Globalisierung als zentrales gesellschaftliches Thema wahrgenommen, in wachsendem Maße wird die Lebenswelt unserer Schüler in vielfältigre Weise bis in ihren Alltag hinein von globalen Faktoren bestimmt. Doch weder in der wissenschaftlichen Ausbildung noch im Geschichtsunterricht selbst sind bisher überzeugende Konsequenzen gezogen worden. Zwar gab es fachwissenschaftlich einzelne Vorstöße in Richtung weltgeschichtlicher Konzeptionen seit den 1960er-Jahren und auf der Forschungsebene gibt es großartige Fortschritte vor allem seit den 1990er-Jahren, parallel dazu trat auch das Thema Globalisierung ins öffentliche Bewusstsein. So erscheine es selbstverständlich, dass das Fach Geschichte auch globalgeschichtliche Perspektiven vermittelt. Dabei gehe es nicht um eine völlige Neuorientierung des Faches, betonte Herr Woidt, sondern um neue Sichtweisen auf weltweite Transfers und Interdependenzen, Wechselwirkungen in historischer Perspektive, um „eine besondere Art und Weise des Hinsehens und des Fragens“ (J. Osterhammel).