期刊名称:Drustvena istrazivanja. Journal for General Social Issues
印刷版ISSN:1330-0288
出版年度:2002
卷号:11
期号:6 (62)
页码:929-952
出版社:Institute of Social Sciences IVO PILAR
摘要:Die Soziobiologie, eine rezente Variante der Verhaltensforschung auf evolutionstheoretischer Grundlage, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese evolutiven Grundlagen der menschlichen Moral zu erforschen. Ausgangspunkt für die Soziobiologie ist das Phänomen des Altruismus. Das uneigennützige Verhalten kann aus evolutionstheoretischer Perspektive nur entstanden sein und sich erhalten haben, wenn es zur Weitergabe der Gene beiträgt, die dieses Verhalten codieren. Die Hauptautoren der Soziobiologie, E. O. Wilson und R. Dawkins, versuchen die Ethik zu "biologisieren". Sie wollen nicht nur die biologische Funktion der Ethik erklären; sie wollen die Ethik ganz der Biologie eingliedern und mit Hilfe der Evolutionstheorie der Ethik eine neue, naturwissenschaftliche Grundlage geben. Sie gehen davon aus, dass sich die Fähigkeit zu ethischem Handeln als evolutiv vorteilhaft, als adaptiv erwiesen hat. Moral ist letztlich ein raffinierter Trick der Gene, den Menschen tun zu lassen, was sie von ihm wollen, nämlich sie effektiv zu reproduzieren. Der radikale Naturalismus, wie ihn Wilson und Dawkins vertreten, kennt letztlich keine Werte mehr, weil Gut und Böse nur die Fiktionen des Menschen sind. Alles angeblich Moralische steht letztlich im Dienst gen-egoistischer Strategien. Der Verfasser dieses Beitrags kritisiert die Grundidee des soziobiologischen Zugangs zum Phänomen der Sittlichkeit. Die Soziobiologie hat gar nicht begriffen, was das "ethische Phänomen" darstellt und dass ihre "Erklärung von Moral und Ethik" somit nur die Erklärung ihres eigenen Verständnisses (besser: Unverständnisses) von Moral und Ethik ist. Der Wahrheitsanspruch der Soziobiologie hebt sich selbst auf. Sie kann in ihrem eigenen Verständnis nicht wahr sein, sondern sie ist nur der wissenschaftlich angestrichene Ausdruck eines ebenso paradoxen wie radikalen theoretischen Nihilismus. Das ethische Phänomen ist ein solches, das jede Rekonstruktion sprengt, welche nur das materiell Faktische als Erklärung zulässt. Das Problem der Ethik ist nicht die theoretische Erklärung des Altruismus, sondern die Erziehung zur Aufmerksamkeit für das Gute. Wie in der theoretischen Selbstaufhebung zeigt sie dasselbe auch in der praktischphilosophischen Auffassung des Guten.