摘要:Aristoteles hat strikt zwischen drei wesentlichen Lebensweisen differenziert – dem bios poietikos, dem bios praktikos sowie dem bios theoretikos – und war hiernach des Erachtens, lediglich die letzten zwei Lebensweisen verwirklichten das höchste Gut mithilfe der einwandfreien Wissensformen, und zwar das höchste Gut als das menschliche Gut mittels Klugheit der praktischen Vernunft (phronesis) und als das göttliche Gut mittels Weisheit der theoretischen Vernunft (sophia). Beide dieser Wege der Glückserlangung (eudaimonia) verwirklichen das höchste Gut in ihrer eigenen Manier, sowohl die praktische Vernunft durch ethisch-politische Handlung der Bürger im Staat als auch die theoretische Vernunft durch Kontemplation als Streben nach dem ewigen Götterleben und der Beobachtung der ersten Prinzipien und Ursachen aller Wesen bezüglich ihres Seins. Die poietische Lebensweise stuft Aristoteles jedoch niedriger ein als die praktische und theoretische. Dennoch bringt die poietische Lebensweise bisweilen ein glückliches Leben hervor. Am Beispiel von Gadamers Verständnis der Erfahrungsmannigfaltigkeit der wesentlichen Lebensweisen und der Wissensvielfalt bereits im Rahmen des poietischen Wissens ist man bemüht, in dieser Arbeit darzulegen, dass die poiesis als dritte wesentliche Lebensweise die Gesamtheit des Hervorbringungswissens erfasst, also sowohl das Wissen, auf dem das künstlerische Schaffen ruht wie auch das Wissen, das die globale Welt zunehmend technisiert und zur schicksalhaften Zerstörung sowie verhängnisvollen Uniformierung der Welt selbst führt. Ein beachtliches Verdienst Gadamers ist es, im Rahmen der phänomenologischen und hermeneutischen Philosophie die Eigentümlichkeit der Kunst als Form des Wissens regeneriert zu haben, welches als humanes Verstehen dem Menschen ermöglicht, anhand des geschichtlichen Denkens ein dem historischen Sein und der Lebenswelt adäquates Wissen fortzuentwickeln, und desgleichen die darauf aufbauende Lebensweise und Handlung.