Die deutsche Universität hatte einmal eine höchst anspruchsvolle Idee, die Humboldtsche, und sie hatte eine höchst anspruchsvolle Theorie, die idealistische. Kern der Humboldtschen Idee der Universität war die Vorstellung, dass Forschung und Lehre, die Lehrenden und die Lernenden um der Wissenschaft willen, um ihres Wirklichwerdens willen, da sind; Kern der idealistischen Theorie der Universität war die systematische und organisatorische Realisierung dieser Idee, in der sich ein traditioneller Bildungsauftrag der Universität nunmehr mit der Idee des autonomen Subjekts verbinden sollte. Um beide, Idee und Theorie, ist es still geworden. Und wo dennoch einmal von beiden die Rede ist, dann in der medialen Selbstblockade der Parolen ›Humboldt ist tot!‹ und ›Humboldt lebt!‹ und einem sich dabei erweisenden erschreckenden Maß an Theorielosigkeit. Das einzige, was heute klar ist, ist, dass es der Universität, trotz Exzellenzinitiativen und Bologna (vielleicht gerade wegen Bologna), schlecht geht, dass die Zahl der Köche, die mit befremdlicher Wollust den Brei Universität rühren, immer größer wird, dass neuerdings wieder die Bürokraten – auch Politiker und Wissenschaftsmanager in der Rolle von Bürokraten – das Wort haben, dass sich Zwergeneinrichtungen, vor allem betriebswirtschaftliche, neuerdings als Universitäten bezeichnen, dass wir über die Universität reden, als sei diese ein x‑beliebiger Sanierungsfall, ein Fall für Unternehmensberater und Unternehmenssanierer.
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